21.10.2024 Bericht der Heilbronner Stimme
Hoher Besuch aus dem Heimatland
Kameruns Bildungsminister besucht den Handwerkszulieferer Schrade und die Bäckerei Härdtner. Denn dort nehmen junge Leute aus dem afrikanischen Land an einem besonderen Projekt teil.
von Heiko Fritze
Die Schrade-Auszubildenden Caleb Lowe Pagang (links) und Yannick Michel Atala Kouokam (2.v.r.) erläutern Kameruns Bildungsminister Mounouna Foutso (2.v.l.) und seinem Begleittross ihre Arbeit in dem Unternehmen. Foto: Fritze, Heiko
Dass große Handwerkstransporter auf den Hof rollen, ist bei Schrade Alltag. Dass ein Wagen des Diplomatischen Korps auf dem Besucherparkplatz vorfährt, allerdings nicht. Dabei hatte es seinen Grund, dass Kameruns Bildungsminister Mounouna Foutsou bei dem Handwerkszulieferer zu Besuch kam: In diesem Unternehmen absolvieren gerade zwei Kameruner ihre Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik.
für Lagerlogistik.
Schrade beteiligt sich damit an einem Projekt des Vereins My Africa, das vom Langenbrettacher Metallbaubetrieb Mabu und seinem Chef Karlheinz Mack angestoßen wurde: Deutsche Unternehmen unterstützen zum einen die Ausbildung in dem afrikanischen Land, zum anderen ermöglichen sie jungen Leuten, in Deutschland einen Beruf zu erlernen und einige Jahre hier tätig zu sein, bevor sie im Idealfall in ihre Heimat zurückkehren und in ihrer Branche tätig werden. Insgesamt gibt es bei Schrade derzeit 22 Azubis unter den 211 Beschäftigten an fünf Standorten.
In der Zwischenprüfung eine glatte Eins
Yannick Michel Atala Kouokam und Caleb Lowe Pagang kamen ziemlich genau vor einem Jahr nach Neckarsulm. Zuvor hatten sie acht Monate eine Schule zur Vorbereitung auf Deutschland besucht und Sprachprüfungen auf dem Niveau B1 und B2 abgelegt, erzählen sie. Schrade-Geschäftsführer Ralf von Briel erinnert sich, dass die Geschäftsleitung am ersten Tag bei der Begrüßung noch betont langsam und deutlich sprach – bis die beiden jungen Männer in bestem Deutsch sich vorstellten. „Sie können gutes Deutsch. Und sie machen sich im Betrieb und in der Schule sehr gut“, erzählt er. Ihre Zwischenprüfung, am Tag vor dem Besuch des Ministers, legten sie mit einer glatten Eins ab.
Was für Deutschland spricht
„Alles klappt gut hier“, erzählt Yannick, 23. Und Caleb (25) ergänzt: „Deutschland ist ein Land mit Möglichkeiten, die es in Frankreich nicht gibt.“ Frankreich wäre zwar naheliegend gewesen, da ein Großteil des Landes nach dem Ende der deutschen Kolonialzeit 1919 von Frankreich verwaltet wurde und viele Einwohner daher Französisch sprechen. Aber das duale Ausbildungssystem habe für Deutschland gesprochen. Bei Schrade fühlen sich die beiden wohl. „Und wenn wir etwas dazubeitragen können, die Firma noch besser zu machen, helfen wir gerne“, sagt Caleb.
Vom Minister erhalten sie für ihre guten Prüfungsnoten zunächst einmal ein dickes Lob. Er betont die guten Beziehungen zu Deutschland und sieht in dem deutschen Berufsbildungssystem ein Vorbild, nach dem er gerne auch das kamerunische ausrichten möchte. Die Austauschprojekte sollen parallel weiterlaufen, wünscht er sich. „Unser Ziel ist, dass Schrade mehr junge Leute aus Kamerun ausbildet, die dann diese Philosophie in Kamerun weitergeben können“, sagt er. „Alle Kompetenzen sind willkommen.“